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Sonntagsöffnung her Altes Thema Alte Experten 20.06.21

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 20.06.2021, 18:35 Uhr
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Online Shopping ist in vielen Belangen besser und bequemer als vor Ort einkaufen
Online Shopping ist in vielen Belangen besser und bequemer als vor Ort einkaufen  Bild: Mediamodifier von Pixabay

Göttingen [ENA] Da glaubt man doch, es sei endlich überwunden, das alte leidige Thema um Öffnungen an Sonntagen vom Einzelhandel, die einstigen Helden der Corona Pandemie, aber nein, es gibt auch alte Experten, die können einfach nicht lockerlassen und graben das Thema immer wieder aus.

Müssen gebetsmühlenartig ihre Parolen und Halbwahrtheiten in Sachen Sonntagsöffnung, geschmückt mit Horrorszenarien und Angstmache, in die weite Welt hinaus posaunen. Was anderen Parteien und Politikern einer bestimmten Partei jahrelang als Stimmungsmache und Politik mit der Angst vorgeworfen wurde, wird hier in gleicher Manier, aber jetzt plötzlich zurecht, propagandiert. Aber auch das 100. Mal und mehr wird die Geschichte um die rettenden Sonntagsöffnungen nicht wahrer, ganz im Gegenteil. Bewußt werden in der Story wichtige Bestandteile, die dazu gehören, verschwiegen, denn dann wäre die Geschichte ja nicht mehr so rund. Einer der Treiber in diesem Bereich ist der DIW Chef Prof. Fratzscher.

Er benutzt wie immer die alten abgetretenen Gründe, Argumente kann man das nicht nennen, durch den Lockdown seien den Einzelhändlern große Einbußen entstanden. Desweiteren bestände ein Wettbewerbsunterschied zu Onlinehändlern, die 7 Tage die Woche 24 Stunden geöffnet hätten. Die Innenstädte müßten attraktiver für die Kunden werden. In gleicher Position positioniert sich er HDE Handelsverband, der (wie großzügig) zumindest erst einmal bis Jahresende jeden Sonntag Öffnungen wünscht, damit die Händler wenigstens einen Teil der Umsätze wieder einfahren könnten. Dazu reden andere von möglichen Arbeitsplatzverlusten von bis zu 500.000 und möglichen Geschäftsschließungen in der Größenordnung 100.000 Geschäfte.

Sonntagsöffnungen wären da ein KLEINES Signal. Die FDP (wer denn sonst) findet den Vorstoss gut als erste zusätzliche Hilfe für den Einzelhandel. Soweit mal zusammengefasst die Reden einiger Pro Sonntagsöffnung Lobbyisten. Jetzt schauen wir uns mal die wahre Seite der Sonntagsöffnungen an. Sonntagsöffnungen sind ja generell nicht neu, müssen aber mit einem Thema begründet werden, um statthaft zu sein. Aktuell wurde gerade in Göttingen aus angeblichen Pandemiegründen, genau das, was hier verlangt wird, die Sonntagsöffnung abgelehnt und der schon geplante Termin gecancelt.

Denn was passierte denn bisher an Sonntagen, die zum Einkaufen einladen sollten: Damit das Ganze den Skeptikern als notwendig verkauft werden konnte, wurden an Sonntagen besondere Rabatte, Verkaufsartikel, Gratiscoupons, Fahrgeschäfte und anderes mehr etabliert, um die Kunden besonders anzulocken und hinterher eine tolle Umsatzbilanz zeigen zu können, die die Steigerungen belegen sollten. Dumm war nur, das die Bilanz so gar nicht toll war, geringe Margen wegen hauptsächlicher Werbeverkäufe gemacht wurden und kleine Geschäfte aus Kostengründen die Sonntagsöffnungen gar nicht mitmachen konnten und können, geschweige denn wollen.

Dieses ganze Gerede um Sonntagsöffnungen ist nur eine Masche, um Großkonzernen wie Kaufland, real, Saturn und Co. in die Tasche zu spielen. Denn was die lieben Herren der Institute zwar betrachtet, aber nicht publiziert haben: Ein Sonntag ist recht teuer für die Unternehmen, doppelte Gehaltshöhe ist eines der Punkte, die da zu Buche schlagen. Die begrenzte Öffnungszeit bei hohen Nebenkosten ist ein anderer Faktor, der negativ zu Buche schlägt. Schon die jetzigen Sonntage der Öffnungen haben ein schlechtes Kosten-/Nutzenprofil gezeigt so das es sogar Großkonzerne gibt, die vor der Pandemie Sonntagsöffnungen nicht mehr mitgemacht haben. Hat der HDE und Prof. Fratzscher aber ausgeblendet, das passt nicht in ihre Öffnungswelt.

Und wir wissen ja noch: Einige der großen Firmenketten wie Karstadt, Kaufhof, Max Bahr, Praktiker hatten damals große Klappe in Sachen Ladenöffnung; wo sie heute sind, wissen wir ja. Weg, Insolvent oder am Boden, und das seit Jahren. Doch seit Corona wird nicht nur seitens der Wirtschaftsverbände, sondern auch der Politik, insbesondere der FDP, Druck auf die Ladenöffnungszeiten gemacht. Und die einstigen Helden, hochgelobt in Coronazeiten, damit Bürger im Einzelhandel in Sachen Hamsterkauf bei Toilettenpapier, Hygienartikel, Fertiggerichte, Reis, Kartoffelpüree auf dem Höhepunkt war, das diese Artikel und andere mehr sogar rationiert wurden, sind inzwischen zu Deppen des Landes degradiert.

Und nicht nur das: Man muß sich mal die ganze Story in der jetzigen Zeit im Vergleich zu den scheinheiligen Versprechungen während der Coronahochzeiten anschauen: Jetzt, nachdem sich alles wieder normalisiert, sollen die Einzelhandelsmitarbeiter nicht nur auch Sonntags arbeiten, nein, sie sollen auch noch mehr Stunden in der Woche arbeiten, um die verschwendeten Gelder der Bundesregierung wieder einzufahren, nein, sie sollen weniger Urlaub bekommen um die Fehlleistungen der Bundesregierung wieder auszugleichen. Und dazu sollen alle ledigen noch mehr in die Pflegekasse einzahlen. Meine dringende Empfehlung an die Einzelhandelsmitarbeiter: Die nächste Coronawelle kommt bestimmt. Ich kann nur hoffen, die wissen, was dann zu tun ist.

Apropo Bundesregierung. Sonntagsöffnung. Das war ja unser Thema. Auch Altmaier hatte ja letztes Jahr mit dem Gedanken gespielt. Aber nicht nur Sonntags öffnen, nein, zusätzlich die Öffnungszeiten erweitern. Und zwar nicht nur wochentags, nein am Sonntag gleich noch mit. Und wenn das Argument des höheren Umsatzes wegen zusätzlicher Öffnungszeiten nicht zieht, dann behauptet das Wirtschaftsministerium einfach, man wolle die Kundenzahl entzerren. Heisst also im Klartext: Man glaubt gar nicht an zusätzliche Kunden, die zum Einkaufen kommen, man will eigentlich nur die Kundendichte auflockern, die Leute sollen also nicht so massiv zusammen einkaufen, wegen Abstand und so.

Und warum wird das alles jetzt so in Angriff genommen: Weil man klar in Coronazeiten unliebsame Dinge einfacher und besser durchbekommen kann, immer mit Bezug auf Corona und wie schlecht es doch den Betroffenen geht. Immer die gleiche Masche. Und wenn man dann diese Neuregelungen einmal durch hat, werden die natürlich im folgenden Jahr nicht mehr abgeschafft. Aber das Ganze kann ich noch toppen: Wie die Berliner Morgenpost vor einigen Monaten berichtet hat, war in Berlin der Oberhammer geplant. Über das Ergebnis liegt mir zum Glück kein Ergebnis vor, ich glaube ich hätte bei entsprechender Info einen Wutanfall bekommen.

Der regierende Bürgermeister, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop Bündnis 90/Die Grünen, der FDP (na klar) und Abgeordnete anderer Parteien wollen einen Großangriff auf den Ladenschluß einleiten: Es soll nicht nur bei den Sonntagsöffnungen großzügig geöffnet werden, nein, auch Feiertags sollen Öffnungen möglich werden. Der Kommentar von der Berliner Morgenpost, Dominik Barth dazu (Zitat): Denn die Sonntagsruhe für den Einzelhandel ist ohnehin ein Relikt aus einer Vorzeit. (Zitatende). Wieviel alte Relikte gibt es denn sonst noch so ? Zum Beispiel die Sprechzeit der Berliner Morgenpost Redaktion, die um 16.30 Uhr endet, zum Beispiel das Banken Samstags nicht geöffnet haben ?

Und warum haben Ärzte in der heutigen Zeit nicht täglich vor- und nachmittags Sprechzeit ? ALLES Relikte aus alten Zeiten, doch die meisten haben Sinn und Gründe, DESHALB haben wir die. Und der Redakteur selber nutzt auch alte Relikte, zum Beispiel bei seinen Urlaubs- und Gehaltsansprüchen, die ohne alte Gewerkschaftskämpfe ganz anders aussehen würden. Die nimmt er aber gerne in Anspruch. Die findet er nicht alt und verstaubt. Es ist immer das Gleiche: Wenn man nicht betroffen ist, kann man schön darüber ablästern und Forderungen stellen, das betrifft am meisten die Politiker.

Interessant ist der Vergleich, man könne ja im Internet zu jedem Zeitpunkt jegliches Produkt bestellen. Glaubt denn irgendjemand, deshalb würden die Einzelhandelsläden nun 24 Stunden öffnen ? Mit 100 % Gehaltsaufschlag zwischen 20.01 Uhr – 6.00 Uhr ? Nur weil jede Stunde 2 – 3 Kunden kommen ? Und Überfälle wegen Minderbesetzung zunehmen ? Oder sollen die Läden nur bis 24 Uhr öffnen ? Oder bis 22.00 Uhr ? Was soll dann aber der dumme Vergleich mit „ rund um die Uhr „ ? Weitere Aussage: „ Es gäbe ja schon Berufe die an diesen Tagen tätig sind, und das rund um die Uhr „ Was für ein dummer Vergleich; klar das Polizisten, Krankenhäuser, Pflegekräfte, Feuerwehr und Co. IMMER bereit stehen müssen, was für eine Frage.

DIE haben sich den Job ausgesucht und bekommen eine ganz andere Bezahlung. Die Bürger kaufen nämlich nicht wegen der fehlenden Einkaufzeiten nicht im Einzelhandel ein, sondern wegen der besseren Preise im Internet, das zu begreifen fällt machen Personen sichtlich schwer. In die gleiche Bresche schlägt sich auch Ludwig Veltmann vom Mittelstandsverband ZGV. Er behauptet, man müsse die Sonntagsregelungen kippen wegen der starken Umsatzeinbußen, gegenüber Onlineplattformen hätten die Einzelhändler vor Ort SONST keine Chance mehr. Richtig, Herr Veltmann, das haben Sie spät aber immerhin erkannt: Die Einzelhandelsgeschäfte vor Ort, die Sie vertreten, haben KEINE Chance gegen das Internet.

Und Sie müßten eigentlich am besten wissen, warum das so ist und Ihre Forderungen völlig ins Leere greifen: Ihre Einzelhandelsgeschäfte können und wollen die Internetpreise nicht mitgehen, wollen die zusätzlichen Serviceleistungen wie Umtausch ohne Wenn und Aber mit Geld zurück in 4 Wochen, Gebrauchtes einfach zurückschicken auch nach 6 Monaten und länger, nicht mitgehen. Das alles wissen Sie und trotzdem tun Sie so, als ob der Sonntag daran läge und der alles ändern würde. Völliger Quatsch. Oder wollen Sie den Firmen 24 Stunden Öffnungszeiten verordnen ?

Auch das kann keiner. Begreifen Sie es einfach: Sie können die Leistungen vom Internet nicht kopieren, nicht anbieten, und deshalb werden stationäre Händler IMMER die Verlierer sein. Ihr vorgeschobenes Ladenschlußgesetz als Argument zieht nicht. Aber das ganze Dilemma hätten sich Politiker und Wirtschafts-/Handelsverbände bei Einführung von Onlineverkauf mit den Regeln mal überlegen sollen, da kam nix. Das Ergebnis haben die jetzt selbst zu verantworten, suchen aber einen anderen Dummen. Vielen Dank nochmals an die EHEMALIGEN Helden des Alltags, die Einzelhandelsmitarbeiter/innen, aber jetzt heisst es für Euch wieder anpacken, malochen, und da ist kein Feiertag, kein Sonntag, keine Stunde mehr heilig.

Wenn es nach den Willen dieser Leute geht, die ich genannt habe. Und die neuen Helden, Pflegekräfte und medizinische Angestellte: Auch Ihr werdet wenn es ein „ nach Corona „ gibt wieder in Vergessenheit geraten und genauso „unwichtig“ sein wie vorher und keiner wird sich mehr für Eure Bezahlung, Arbeitszeit und Besetzung interessieren, das ist die Wahrheit . So spielt die Politik und die sogenannten Experten mit Ihnen.

Zum Schluß möchte ich unbedingt noch darauf hinweisen, das ich aufgrund eines früheren Berichtes über die Ladenöffnungszeitänderungen wegen Corona Herrn Prof. Fratzscher Chef des DIW wegen seiner Äusserungen zu einer Stellungnahme angeschrieben hatte, nachdem ich ihm meine Erklärungen dazu mitgeteilt hatte. Obwohl ich ihn 2x an seiner persönlichen Email kontaktiert habe, hat er sich in keinem Falle dazu geäußert. Das zeigt seine Einstellung dazu, sich bei Anfragen zu unbequemen Äusserungen seinerseits auch mal Position zu beziehen.

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