155 - Kriminalfall Kaprun
Wien [ENA] Bei einem katastrophalen Brand in einem im Tunnel befindlichen Zug der Gletscherbahn Kaprun starben am 11.November 2000 155 Menschen. Die Journalisten Hubertus Godeysen und Hannes Uhl haben ein mutiges Buch (edition a 2014) darüber geschrieben, dass zehn Jahre nach dem weltweit kritisierten Urteil im Salzburger Kaprun-Prozess, noch einmal die ganze Last der Anklage gegen verfahrensrechtliche Mängel aufrollt.
Dabei wurde das Bild einer selbstgefälligen, teuren und abgehobenen Justiz und Bürokratie gezeichnet, die durchaus bereit war, die ganze Macht ihrer Stellung dazu auszunützen, um die größte Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg zu bagatellisieren. Doch auch das Buch "Kriminalfall Kaprun" verfehlt letztendlich auch den Zusammenhang zu gefährlichen technischen Entwicklungen aufzuzeigen, die bereit sind mit unnötigen Prestigeobjekten riesige Katastrophen in Kauf zu nehmen. Und die lauern nicht nur in dem halsbrecherischen Konstrukt einer Bergtunnelbahn, in der eng aneinander gepresste Schifahrer mittels Hydaulikantrieb befördert werden, sondern durchaus in den meisten modernen öffentlichen Verkehrsmittel.
Die sind zunehmend so konzipiert, dass, wenn ein Unglück passiert, ein Inferno kaum noch zu verhindern ist und den Eingeschlossenen kaum noch Möglichkeiten zur Flucht gelassen wird. Beim Flugzeug ist das noch verständlich, aber warum auch Busse und Züge und zunehmend auch Häuser, fest verschlossene Räume sein müssen, die von einer fragilen Elektronik gesteuert werden, ist eigentlich nicht verständlich. Die Arbeitsteilung zwischen Firmen bei Großprojekten wie in Kaprun, die oft nichts voneinander wissen, hat schließlich zu fatalen Fehlern geführt. Denn der Einbau eines fragilen, manipulierten und ungeeigneten Heizlüfters in der Nähe einer wahrscheinlich undichten Hydaulikölleitung in der Fahrerkabine, war eine tickenden Zeitbombe.